9. Januar 1999

Wozu auf Wunder warten?

VON ELFI KREIS
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Den meisten Künstlern, die die Galerie vertritt, ist eines gemeinsam: Sie zeigen einen ausgeprägten Hang zum Gesamtkunstwerk. Sie lassen sich besonders gern von Comics inspirieren und präsentieren mit Vorliebe eine kunterbunte Fülle phantasievoller, gewitzter, skurriler Ideen. Neben Moritz Götze, M.S. Bastian oder dem Bananensprayer Thomas Baumgärtel ist es vor allem Thitz, der mit seinen Arbeiten diesen Programmschwerpunkt verkörpert.

Nicht nur Narrenhände beschmieren Tisch und Wände. Thitz ist seit seiner Studienzeit bei K.R.H. Sonderborg an der Stuttgart Akademie dafür berüchtig, alles in Kunst zu verwandeln, was ihm unter den Pinsel kommt. Der Mann mit einem gelben und einem roten Schuh und dem gelben Hut hat eine besondere Spezialität. Kunst kommt bei ihm nicht in die Tüte, sondern vor allem auf die Tüte. "To move in with bags" heißt die Eröffnungsausstellung. Im Mittelpunkt stehen die Bilder seiner neuesten Serie "Bag City". Seit längerem beschäftigen Thitz expressive Stadtlandschaften, perspektivische Blicke in die Häuserschluchten der Metropolen, die er unermüdlich rund um den Globus bereist. Diesmal ist New York seine "Bag City".

Erstmals bleibt das Farbbrausen und Liniengewirr seiner Großstadtbilder nicht menschenleer. Der polyglotte Kunstkosmos von Thitz birst geradezu von witzigen Figuren aller Hautfarben, jeglichen Alters und Geschlechts. Aus Fenstern, Türen, Dächern wachsen ihre Köpfe. Natürlich findet man sie auf den Einkaufstüten, die er auf seine Leinwände collagiert, die Henkel ragen über den Bildrand (bis 7000 DM). Kunst ist bei Thitz stets mitten aus dem Leben gegriffen.

Kunst bedeutet für ihn Kommunikation. Bei Schuster & Scheuermann werden daher heute auch die Filme "The Message" und "Manage" von Thitz gezeigt. Bei den mit dem Hamburger Tobias Sandberger realisierten Streifen tritt er als Schauspieler auf, sorgte für Kulissen und Requisiten. Sie lassen Clownman auf Mr. Frank N. Stein oder I.G. Norant treffen oder machen dem Big Ben Beine. Ihr launiger, improvisierter Zitatebummel durch die Filmgeschichte wirkt zwerchfellerschütternd.

Galerie Schuster & Scheuermann, Clausewitzstraße 2, Eröffnungsprogramm heute und morgen ab 11 Uhr, bis 6. März; Mittwoch bis Freitag 13-19 Uhr, Sonnabend 10-16 Uhr.